Green Claims & Nachhaltigkeitszertifizierung
Was Prüfgesellschaften tun können, um Glaubwürdigkeit abzusichern
Nachhaltigkeit verkauft – aber nicht alles, was grün aussieht, ist es auch. Immer mehr Unternehmen werben mit „klimaneutral“, „nachhaltig produziert“ oder „umweltfreundlich“. Diese sogenannten Green Claims wirken auf Konsument:innen – doch sie geraten zunehmend unter Druck: Verbraucherverbände, Regulierungsbehörden und Medien kritisieren irreführende oder unbelegte Aussagen.
Zertifizierungen und unabhängige Prüfstellen spielen dabei eine zentrale Rolle. Denn sie schaffen die objektive Grundlage, auf der solche Aussagen überhaupt glaubwürdig sein können. Doch auch die Prüfinstanzen stehen in der Pflicht: Ihre Arbeit muss neutral, nachvollziehbar und transparent sein – gerade wenn es um komplexe, nicht rein technische Nachhaltigkeitsversprechen geht.
🌱 Green Claims: Zwischen Marketing und Regulierungsdruck
Ein Green Claim ist jede Form von Werbeaussage, die sich auf ökologische Vorteile eines Produkts, einer Dienstleistung oder eines Unternehmens bezieht. Beispiele:
- „100 % recycelbar“
- „CO₂-kompensiert“
- „Nachhaltig produziert“
Problematisch wird es, wenn:
- keine nachprüfbaren Standards dahinterstehen
- keine Methodik oder Daten offengelegt werden
- Aussagen pauschal oder irreführend formuliert sind
Die EU reagiert: Mit der geplanten „Green Claims Directive“ sollen Unternehmen künftig verpflichtet werden, jede umweltbezogene Werbeaussage mit zertifizierten Nachweisen zu belegen – andernfalls drohen Sanktionen.
✅ Rolle und Verantwortung von Prüfgesellschaften
Zertifizierer und Inspektionsstellen sind für die Glaubwürdigkeit von Green Claims entscheidend. Ihre Hauptaufgabe: objektive, standardbasierte Prüfungen durchführen – und dabei folgende Prinzipien einhalten:
🛠 Beispiele für glaubwürdige Nachhaltigkeitszertifikate
| Zertifikat | Bereich | Träger / Standard |
|---|---|---|
| Blauer Engel | Umweltfreundliche Produkte | UBA / RAL |
| FSC® / PEFC | Nachhaltige Forstwirtschaft | NGOs, international anerkannt |
| ISO 14001 | Umweltmanagementsysteme | ISO / akkreditierte Stellen |
| TÜV-geprüft CO₂-neutral | Klimaneutralitätsnachweis | TÜV Rheinland / TÜV NORD etc. |
🧭 Handlungsempfehlungen für Zertifizierer
- Eigene Prüfzeichen regelmäßig evaluieren
→ Sind die Kriterien noch aktuell, rechtssicher und missbrauchsresistent? - Beratungsfreiheit wahren
→ Keine inhaltliche Mitwirkung an Marketingaussagen nach erfolgreicher Zertifizierung - Mehr Klartext wagen
→ Prüfergebnisse so formulieren, dass Laien sie verstehen – ohne Greenwashing-Risiko - Kooperation mit Behörden & NGOs suchen
→ Für höhere Akzeptanz und gegen Intransparenz bei Standards
🎯 Fazit
Green Claims sind keine leeren Versprechen – wenn sie überprüft werden.
In einer Welt voller Labels, Logos und Buzzwords brauchen Konsument:innen Orientierung. Prüfgesellschaften tragen eine hohe Verantwortung: Sie sind die Hüter der Glaubwürdigkeit – nicht nur gegenüber Unternehmen, sondern gegenüber der gesamten Gesellschaft.
Denn nur wer sauber prüft, schützt nicht nur die Umwelt – sondern auch das Vertrauen.